Wie trauert ihr denn?
Menschen, die einen geliebten Angehörigen verloren haben, trauern, egal ob sie aus Deutschland, Indien oder Eritrea kommen. Wie Kultur den Trauerprozess prägt und wie Trauerseelsorger damit umgehen können – darum ging es bei einem Studientag Trauerpastoral am Donnerstag, 21. März, im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod.
Leben im „Dazwischen“
Dr. Brigitta Sassin, Referentin für die Katholiken anderer Muttersprachen und für den Christlich-Islamischen Dialog im Bistum Limburg, sprach vor den etwa 50 Teilnehmern über Irritationen und Faszinationen im unterschiedlichen Umgang mit Trauer. Sassin informierte darüber, dass die Anzahl der Katholiken anderer Muttersprachen im Bistum Limburg wachse und in Frankfurt mit 43 Prozent aktuell am größten sei.
„Migration heißt: Alles ist anders. Im Winter ist es kalt. Die Bäume und die Blumen sind anders. Familien sind kleiner. Mir gibt keiner die Hand. Das irritiert das innere Koordinatensystem“, erzählte Sassin. Das Lebensgefühl der Migranten sei oft ein „Dazwischen“, wie die Referentin anhand des gleichnamigen Gedichtes von Alev Tekinay verdeutlichte. Dazu komme häufig das Bewusstsein, dass die Trennung von Familie und Freunden dauerhaft sei und dass Träume, mit denen man in das Land gekommen sei, sich nicht verwirklichen ließen. „Diese Abschiedsprozesse zu erkennen und zu begleiten ist eine neue Aufgabe für Priester und pastorale Mitarbeiter“, so Sassin.
Sensibel und offen sein
Wenn geliebte Menschen sterben, gibt es verschiedene Strategien, wie Angehörige damit umgehen. Das richte sich nach den Menschen und der Umgebung. Bei Katholiken anderer Muttersprachen sei es aber vor allem wichtig, sensibel zu sein. Sensibel dafür, dass das Grab nicht im Herkunftsland sein werde und die Familie vielleicht in vielen Ländern verstreut lebe. Trauerseelsorger sollten sich nicht scheuen, Fragen zu stellen: Welche Rituale geben Halt? Was hilft?
Für die Trauerarbeit mit Migranten sei es außerdem zentral, offen zu sein. „Lassen Sie Raum für neue Ideen, wenn die Trauerfeier schon nicht in dem jeweiligen Land stattfinden kann“, so die Referentin. Dennoch könne und solle man selbst auch Vorschläge machen, wenn die Trauernden nicht weiter wüssten. Rituale, Symbolhandlungen und Erwartungen seien weitere Aspekte, die in der Trauerarbeit Beachtung finden sollten. „Gehen Sie mit Mut und Zuversicht in die Begegnungen“, riet Sassin den Teilnehmern am Ende ihres Vortrages.
In verschiedenen Workshops, unter anderem zu den Themen „Wenn Flüchtlinge sterben“ oder „Trauer auf dem afrikanischen Kontinent“, konnten die Teilnehmer am Nachmittag ihre Einblicke vertiefen.